Geschichte und
Geschichten aus Mattierzoll
Mattierzoll
hat seinen Namen
aus der Zeit, als das Reisen immer wieder oft nach
nur wenigen hundert Metern durch eine Zollstelle
unterbrochen wurde.
Reisende, die aus dem Braunschweigischen
über den Hessendamm
fahren oder gehen wollten, mussten einen Matthiasgroschen, kurz: "Mattier" genannt,
als Wegezoll entrichten.
Somit
hatte Mattierzoll seinen
Namen, den heute wie damals nur
recht wenige Menschen auf Anhieb spontan korrekt
und ohne Verdreher aussprechen und schreiben können.
Der
Weg ging über den Hessendamm durch das Große Bruch,
das bis weit
ins 19. Jahrhundert hinein sumpfiges Weideland und
Niedermoor
war und nur an wenigen
Stellen trockenen Fußes durchquert werden konnte. Es ist ein 40 km
langes und 2 km breites Tal ohne größeren Bach. Das Tal ist durch
Schmelzwasser unter dem Eis vor ca. 250.000 Jahren entstanden.
Der Versuch,
die Wassergräben des Bruchs im 16. Jahrhundert schiffbar
zu machen, spiegelt
sich nur noch im Namen des "Schiffgraben"
wieder, das Projekt
scheiterte jedoch mangels Wartung im 30-jährigen Krieg durch die
einsetzende automatische Renaturierung des Feuchtgebiets.
Der
Schiffgraben entwässert heute die Felder nach Westen um
schließlich in die Ilse, damit zur Oker und letztlich zur Weser hin zu
fließen. Sein Gegenspieler, der Große Graben,
orientiert sich nach Osten zur Bode, die schließlich in die Elbe mündet.
Somit
befindet sich fast vor unserer Haustüre eine kleine aber
undramatische Wasserscheide. Der
Hessendamm war neben dem Hornedamm bei Hornburg im 14.
Jahrhundert
die einzige Möglichkeit, dieses Sumpfgebiet zu
überqueren. Dieser
Abschnitt der Verbindung Braunschweig - Halberstadt - Leipzig
wurde im 15. Jahrhundert von der Asseburg
(südöstlich von Wolfenbüttel) im Norden des Hessendamms
und im Süden von der Burg Hessen gemeinsam kontrolliert. Bezahlt wurde
an der Zollstelle Mattierzoll/Hessendamm.
Über den
Hessendamm führte der
Weg nach Süden in die damals braunschweigische Exklave Schloss und Dorf
Hessen. (heute: Sachsen-Anhalt, Landkreis
Halberstadt)
Der Name MATTIERZOLL wurde
offiziell erst mit dem Beginn des Bahnbetriebs in der Mitte des
19. Jahrhunderts als Ortsname für den "Flecken
Mattierzoll" gebräuchlich.
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Eisenbahngeschichte
Der Bahnhof
Mattierzoll wurde 1868 erbaut und war bis 1975 im
Betrieb
der Deutschen Bundesbahn, zuvor der Staatsbahn und der Reichsbahn.
Etwas später kam zu dem Hauptgebäude
des Bahnhofs und seinen verschiedenen kleineren
Nebengebäuden noch der Süd-Bahnhof
Mattierzoll dazu. (ca. 1898)
Der Süd-Bahnhof war bis 1976 für
die private BSE (Braunschweig-Schöninger Eisenbahn) und
bis 1945 für die private
KHM (Kleinbahn-AG Heudeber–Mattierzoll) End -und Umsteigebahnhof.
Das Süd-Bahnhofsgebäude und das
Hauptgebäude des
Bahnhof Mattierzoll werden seit ca. 40 Jahren nur noch privat genutzt.
Beide Bahnhöfe hatten jeweils 5 Gleise, die durch eine Ladestrasse
getrennt waren. Um vom Hauptgebäude des Bahnhofs Mattierzoll zum
Süd-Bahnhof zu gelangen, konnte der Fußgängertunnel benutzt werden, der
noch auf dem Lageplan unten zu sehen ist; seit 1972 ist
dieser jedoch nicht mehr begehbar.
Seit 1902 war Mattierzoll damit ein
kleiner
Eisenbahnknotenpunkt.
Es gab die Privatbahnen, die "BSE"
und die “KHM”,
die den regionalen Personenverkehr, aber auch den Güterverkehr der
Agrarbetriebe und des Kali-Bergbaus bedienten.
Vorrangig war Mattierzoll Durchgangsstation der Reichsbahn auf der Bahnstrecke Jerxheim–Börßum.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1945 der Eisenbahnverkehr auf dem
Abzweig in Richtung Halberstadt (Sachsen-Anhalt, bis 1990 DDR)
eingestellt.
Dennoch hatte sich der Grenzort auf
westlicher
Seite nach 1945 weiterhin als
Eisenbahnknotenpunkt etabliert:
in Mattierzoll traf die Staatsbahn
(Helmstedt-Holzminden) auf die private Braunschweig-Schöninger
Eisenbahn (“BSE”).
Der
Eisenbahnbetrieb lief nahe der damaligen Innerdeutschen Grenze bis 1975
weiter, der Personenverkehr wurde am 1.1.1976 eingestellt.
Die
verbliebenen zwei Gleise wurden noch bis 1988 für den Rübentransport
von
der Verladestelle östlich der Bundesstrasse
79 zur Zuckerfabrik in
Schladen genutzt und wenige Monate vor der Grenzöffnung im Herbst 1989
wurden schließlich die letzten Gleise zurückgebaut.
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Gewerbe
und Wirtschaft
Mattierzoll war seit der
Erbauung
des Bahnhofs stark
geprägt vom Bahnbetrieb. Die meisten Häuser im Ort hatten mehr oder
weniger direkt damit zu tun. Auch die später
gebaute
Molkerei am
Ortausgang nach Winnigstedt und die Zuckerfabrik sowie später die
Rübenverladestation waren nur durch den Bahnbetrieb produktiv und
effektiv. Mit der schrittweisen Stillegung der verschiedenen
Bahnstrecken wurden auch die Betriebe wie die Zuckerfabrik, die
Molkerei und die Raiffeisen-Hauptgenossenschaft
stillgelegt.
Damit wurde aus einem einst lebhaften Eisenbahnknotenpunkt
ein eher beschaulicher kleiner Ort, eine grüne Insel am "Grünen
Band"
inmitten eines Meeres von vorherrschend landwirtschaftlich genutzten
Flächen.
In seiner besten Zeit
lebten und arbeiteten mehr als 300 Menschen
in Mattierzoll, im und um den Bahnhof,
in den Gasthäusern, in der Poststelle,
in der Molkerei, in der Hauptgenossenschft, der Getreidehandlung und in
der Zuckerfabrik. Oben ist eine Postkarte von
1950
zu sehen, es sind die wichtigen Gebäude dieser Zeit abgebildet: der
Bahnhof, die Hauptgenossenschaft, das
Gasthaus zur Linde (an der Ecke
Bahnhofstrasse /
B79),
und rechts unten: die Molkerei - im Hintergrund sind noch die mächtigen
Schornsteine der Molkerei sowie der stillgelegten und inzwischen
vollständig abgerissenen Zuckerfabrik zu
sehen.
Die Molkerei war von 1927 - 1968 in Betrieb, danach schlugen alle
Versuche, das Gebäude zu reanimieren fehl, ein kleiner bäuerlicher
Betrieb und später eine Disko schlossen genauso schnell, wie sie
eröffnet worden waren. Für einige Jahre war ein Freizeitpark im
Gespräch, der auf dem recht großen Gelände der Molkerei und der
Zuckerfabrik (östlich der Bundesstraße) entstehen sollte, jedoch nie
realisiert wurde.
Heute ist Mattierzoll eher wieder landwirschaftlich und
touristisch
ausgerichtet. In bescheidenem Rahmen werden für
den eigenen Bedarf und
ein wenig darüber hinaus Lebensmittel biologisch
angebaut
und die
überraschend vielfältige Flora und Fauna beobachtet und gepflegt.
Von der einstigen
Betriebsamkeit des
Bahnverkehrsknotens in
Mattierzoll ist ein
Gebrauchtwagenhändler gegenüber dem ehemaligen Stellwerk
übriggeblieben. Mittlerweile sind es gerade
noch
ca. 20 - 30 Einwohner, die dem Ort die Treue halten.
Die wenigen verbliebenen
Einwohner haben
immerhin eine ganze Menge größerer und kleinerer Tiere um sich
geschart. Dazu gehören einige Pferde, viele Hunde und Katzen und
verschiedene exotische Tierarten, die aber nicht sichtbar für
die Öffentlichkeit in Stallungen und Käfigen gehalten
werden.
Besucher von Mattierzoll werden
heute nur noch die
rekonstruierte Grenzanlage
und den DDR-Grenzturm an der B 79 vorfinden
und in der Ferienwohnung übernachten und sich
wohlfühlen können.
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Mattierzoll im
Schatten der innerdeutschen
Grenze
In
diesem etwas düsteren Schatten einer Grenze mit Selbstschußanlagen und
ständiger Beobachtung war es immer angebracht, einen angemessenen
Abstand zu wahren, denn nur so gelang es, die Grenzsituation zu
ertragen oder zumindest zeitweise zu ignorieren. Dann konnten die
Anwohner und Besucher die Stille geniessen, die sich durch den völlig
fehlenden Durchgangsverkehr und den minimalen Anliegerverkehr
einstellte. Nicht wenige Besucher empfanden diese ungewohnte
Abwesenheit von Verkehrslärm als beinahe "bedrohlich", nur die Bauern
sorgten regelmässig und intensiv mit Ihren Monstermaschinen für eine
Unterbrechung der Stille.
Auch
in jeder anderen Hinsicht war durch die Abgeschiedenheit der Dörfer
entlang der nahezu unüberwindlichen Grenze der tote Hund begraben.
Weder ein nennenswertes kulturelles noch ein gastronomisches Angebot
verirrte sich hierher und die Menschen waren immer auf ihr Auto
angewiesen, wenn einmal etwas anderes als Abgeschiedenheit
angesagt war, denn auch nach dem Ende des Personenverkehrs der Bahn gab
es nur sehr spärliche Busverbindungen... - Zonenrandgebiet eben!
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Das
mit Sicherheit wichtigste und aufregendste Ereignis in der jüngeren
Vergangenheit
Mattierzolls war die Grenzöffnung am 12. November 1989. Daran
erinnert der Gedenkstein, der nahe
der damaligen Übergangsstelle herumliegt, daneben ist eine
Rekonstruktion der früheren Grenzzaunanlage der DDR angelegt.
Für den
kleinen Ort Mattierzoll war dies ein wahrlich großes Geschichtserlebnis
und für
einige Tage gab es auch mal bei uns Verkehrsstau
satt!!
Ein
schmaler Streifen im Großen Bruch zwischen
den Mais und Rübenfeldern, wo die Gleise lagen
und sich im Laufe der
Jahrzehnte ohne Bahnbetrieb die Natur
durch den Bahnschotter arbeiten
konnte, ist heute ein
Landschaftschutzgebiet. Er ist im Ortsbereich von
Mattierzoll entsprechend der Ausdehnung der alten Gleisanlagen der
Bahnhöfe deutlich breiter
und verläuft im
Großen Bruch etwas nördlich der
ehemaligen DDR-Grenze, dem
"Grünen Band", welches in diesem
Abschnitt
zwar auch "grün" ist, jedoch fast
völlig von der Landwirschaft
vereinahmt werden durfte. Alles was
auf das "Grüne
Band" heute noch hinweist, ist der alte DDR-Kolonnenweg, der jeden
Radfahrer
und Wanderer binnen weniger Minuten nach einem besser befahrbaren oder
begehbaren Weg Ausschau
halten lässt.
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Seit
2012 gibt es auch in Mattierzoll drei
"Stolpersteine" in der Leipzigerstrasse
(B 79).
Sie erinnern an jüdische
Mitbürger der Familie Löwendorf, die in diesem Haus lebten. 1943 wurde
Dietrich Löwendorf von den Nazis in das KZ Theresienstadt
deportiert und ermordet.
Siebzig Jahre danach fand jetzt diese Ehrung
statt, vor diesem Haus,
das heute leider recht erbärmlich aussieht.
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Vom
teilweise
vermieteten Bahnhof zum
Tagungshaus
und schließlich zum Wohnhaus mit Arztpraxis und Ferienwohnung
Mit der
schrittweisen Reduzierung des Bahnbetriebs
nach
1945/1959/1976 wurden im Bahnhofsgebäude schließlich 3
Wohnungen
privat vermietet, nur das verbleibende Viertel war dem
Bahnbetrieb
vorbehalten.
1978 wurde der Bahnhof Mattierzoll von der Deutschen
Bundesbahn an Privatleute verkauft.
Neben den weiterhin teilweise
privat
vermieteten
Wohnungen wurden die
großzügigen Räumlichkeiten als Tagungshaus genutzt. Bis zu
25 oder 30
Personen als Feriengäste brachten für einige Jahre immer mal wieder
etwas mehr Leben in
die grenznahe Stille, bis 1989 der Grenzzaun zur DDR, der immer in
Sichtweite die Welt im Süden des Bahnhofs nach wenigen hundert
Metern
enden ließ, verschwand und mit ihm auch die Interessenten für
das Tagungshaus, die überwiegend aus Berlin
gekommen waren.
Damit ging auch diese Episode
nach nur 10
Jahren wieder zu Ende.
In unserem
alten Bahnhof in Mattierzoll wohnen heute drei Familien/Haushalte und
seit
2009 bis 2015 befand sich auch eine kleine Privatpraxis für
Allgemeinmedizin
und Naturheilkunde im Haus.
Im Erdgeschoss haben wir 2010 eine Ferienwohnung eingerichtet.
Dort wohnen unsere Gäste, die inzwischen von überall her kommen
und Urlaub machen oder zu Besuch sind oder auch kurzzeitig hier in der
Gegend arbeiten müssen. |
Das Haus ist schon durch seine Größe eine Herausforderung - eine
Lebensaufgabe.
Im Laufe der
Jahre wurden die Wohnungen baulich saniert und innen wärmegedämmt. Der
Keller wurde durch eine
Drainage trockengelegt und für die Wohnungen eine
moderne Brennwert-Gasheizung installiert, die durch Kamin-Holzöfen
ergänzt
wird. Das Brennholz wächst hier inzwischen direkt hinter dem Haus.
In der Belle-Etage gibt
es seit
2009 einen großen
Balkon; an seiner Stelle war davor ein Vordach, das
jedoch erst nach 1900 errichtet worden
war, wie die Bilder oben zeigen.
Zum Haus gehört ein ca. 13.000 m² großes Grundstück, das die Terrassen,
den Garten, die Rasen- und Wiesenflächen, aber auch ein ca. 7000 m²
großes Waldstück beherbergt.
Die gesamte Fläche südlich des Bahnhofsgebäudes war bis 1948 und
teilweise bis 1975/1989 absolut kahles und tristes Bahngelände
mit insgesamt zehn Gleisen.
Dieses Standbild aus dem Videoausschnitt
stammt von 1980 und zeigt den Bereich der nördlichen 5 Gleise, die
teilweise (Gleis 3 + 4) schon zurückgebaut waren. Es zeigt auch genau
diese Atmosphäre, die solchen großflächigen Bahnanlagen eigen ist.
Heute ist das Waldstück ein
Landschaftsschutzgebiet, das Bahnhofsgebäude steht unter Denkmalschutz.
Schon bald, nachdem der
Bahnhof Mattierzoll 1978 von
den heutigen Besitzern gekauft wurde, veränderte sich der
Charakter
der Umgebung des Hauses durch mehrere Pflanzaktionen, in denen auf über
10.000 m² Bäume und Sträucher
ihr neues und auch manchmal schwieriges Zuhause fanden - im
Bahnschotter, der hier und da mit etwas Erde verunreinigt war.
Mattierzoll mag dem Auge seiner Besucher auf der
ersten Blick wenig Schmeichelhaftes bieten:
Neben den wenigen Wohnhäusern sind immer noch leerstehende
Industriebauten und Lagergebäude an der B79
und östlich davon zu
sehen. Der ein wenig verschlafene Ort könnte durchaus eine radikale
Frühjahrskur mit Intensivpflege durch seine Gemeinde Winnigstedt und
den Landkreis vertragen...
doch am Ende der Bahnhofstrasse
wartet der Bahnhof
als kleiner und zugleich großzügiger Flecken mit viel Grün und Natur,
aber auch mit einem besonderen Charme einer latenten Unvollkommenheit
und des ständigen Wandels, genauso wie dieses
Haus und seine Umgebung in seiner lebhaften aber auch beige-grauen
Geschichte von der bunten Vielfalt seiner Besitzer und
Besucher und Bewohner geprägt war und sein wird - voller Überraschungen
!
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Kleinbahn-AG
Heudeber-Mattierzoll
Sogar
eine Aktie kann Geschichten
erzählen: sie zeigt einen kleinen Ausschnitt der ehemaligen Bahnlinien,
die
in Mattierzoll Geschäftigkeit
und Mobilität im letzten und
vorletzten Jahrhundert ahnen lassen.
Gründeraktie,
Auflage: 565.
Das
nördliche Harzvorland mit seinen Bodenschätzen (Kalk, Kali,
Braunkohle) und
fruchtbaren Böden (Zuckerrüben, Getreide) war einst von einem dichten
Schienennetz durchzogen, an dem Staats- wie Privatbahnen gleichermaßen
Anteil
hatten.
Die Kleinbahn Heudeber-Mattierzoll war eine
normalspurige 20,3 km lange Nebenbahn von
Heudeber
über Mulmke - Zilly - Dardesheim - Deersheim- Hessen-Veltheim nach
Mattierzoll.
Gründer
waren der Staat Preußen, die Provinz Sachsen, der Landkreis
Halberstadt, die Domäne Mulmke, die Actienzuckerfabrik Hessen und Lenz
&
Co. (Letztere führten den Bau aus und übernahmen nach Eröffnung der
Bahn am 1.9.1898
zunächst die Betriebsführung).
30 Bedienstete ließen 3
Lokomotiven, 3
Personen- und 20 Güterwagen durch die westlichen Ausläufer der
Magdeburger
Börse zuckeln.
In Mattierzoll traf sich die “KHM”(Kleinbahn
Heudeber-Mattierzoll) mit der von Westen
kommenden
Strecke Braunschweig - Gliesmarode - Schapen - Rautheim - Hötzum-
Salzdahlum -
Ahlum - Groß Denkte - Wittmar - Remlingen - Semmenstedt - Winnigstedt -
Mattierzoll der Braunschweig-Schöninger Eisenbahn (im
Volksmund “Bimmel-Lutjen”
genannt).
Es gab Sitzverlegungen der "KHM" 1924 nach Hessen (Kr.
Wernigerode) und 1931 nach
Merseburg (wo
dann die Kleinbahnabteilung der Provinzialverwaltung von Sachsen die
Vorstandsgeschäfte führte). 1943 erfolgte die Umfirmierung in
Eisenbahn-AG
Heudeber-Mattierzoll.
Laut Reichsbahn-Kursbuch 204 k von 1944
verkehrten auf
der Strecke Heudeber-Hessen vier Zugpaare täglich und auf der Strecke
Hessen-Mattierzoll sogar 10 Zugpaare.
Ein besonders eindrucksvolles
Lehrstück
deutscher Nachkriegsgeschichte: das in die Westzone führende letzte
Stück bis
Mattierzoll wurde gleich 1945 stillgelegt, die Ostzonen-Teilstrecke
Heudeber-Hessen 1969. Dennoch wurde 1977 der Oberbau bis Zilly
vollständig
erneuert, wo im Kriegsfall die vorhandenen Rampen und die Ladestraße
als
Entladepunkt für Militärfahrzeuge genutzt werden sollten. Erst einige
Jahre
nach der Wende wurde 1995 auch diese Reststrecke aufgelassen.
Noch
heute quert
die Bundesstraße von Wolfenbüttel nach Halberstadt die Bahngeleise in
Mattierzoll kurz vor der Stelle, wo während der Wende einer der ersten
neuen
deutsch-deutschen Grenzübergänge entstand.
Im Verkehrsmuseum Dresden
lebt die
KHM bis heute weiter: Dorthin gelangte 1974 als Museumslok die 1931 von
der
Reichsbahn (zuvor Königliche Eisenbahndirektion Berlin) übernommene und
zuletzt
1961 zur Schlepptenderlok umgebaute KHM “2” 89 6009, ursprünglich aus
der
preußischen Tenderlokbaureihe T3 mit Achsfolge C n2 (gebaut ab 1882).
aus dem Katalog: : http://www.gutowski.de/katalog-32/deutschland/3-238-326.html
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